Es war einmal eine phantastische Welt, wie ihr sie jetzt niemals finden würdet, auch nicht wenn ihr tausend Jahre lang reisen würdet. Aber so phantastisch, dass es uns mit all unserer Phantasie niemals gelingen würde sie uns vorzustellen. Nun gut, in dieser Welt existierte das Wort ‹verboten› nicht: Es gab keine Türen, Tore, Lattenzäune und auch nicht irgendeine andere Begrenzung, die man sich je vorstellen könnte. So konnten alle ohne Schwierigkeiten von einem Ort zum anderen gehen und wer nach rechts gehen wollte, konnte gehen und wer nach links wollte, konnte auch gehen. Aber es gab sogar welche, die nach oben wollten und anfingen zu fliegen und wer nach unten wollte, konnte bis ins Zentrum der Erde eintauchen. Das war die einzig gültige Ordnung auch für alle anderen Dinge: Die Farben waren abgetönt, das Licht verstand sich mit dem Schatten, die Tage mit den Nächten und es existierte auch kein Horizont, um das Untere vom Oberen zu trennen.
War das vielleicht keine phantastische Welt? Aber...aber einen Nachteil gab es leider! Man wusste nie genau wo man sich befand und ob es Sommer oder Winter war, ob man im Dunkeln oder im Licht war, im Kalten oder im Warmen, bei sich daheim oder bei einem anderen daheim; und eines Tages fand sich sogar der König jenes Landes mitten im Dreck wieder, denn anstatt sich im Königspalast wieder zu finden, landete er zufällig im Abfall. Stellt euch vor was für eine Blamage: der Hermelinmantel ganz schmutzig, die Goldkrone ohne ihren Glanz, das Seidenhemd mit einigen Rissen und die Kleidung, die stank. Genug, er ärgerte sich dermaßen, dass er sofort den Staatsrat zusammenrief, um Abhilfe für dieses ganze Durcheinander zu suchen. Aber den Beratern, die den ganzen Tag diskutierten, gelang es nicht irgendetwas zu finden und so hatte der König immer Angst sich schmutzig zu machen, wenn er nicht mehr aufpasste wohin er ging. Und, während er ging, sah er einen Bauern, der eine Hecke um sein Kohlfeld gezogen hatte, um zu verhindern, dass die Ziegen hingingen und ihn äßen.
Jener König verstand endlich zum ersten Mal, was er tun musste, um Abhilfe für all seine Probleme zu schaffen. Er rief die besten Genies des Königreichs zusammen, die Lehrer der Künste, die Maler, die Bildhauer, die Musiker und alle, um daran zu arbeiten Grenzen und Begrenzungen für alle Dinge zu bauen, um sie an einem festen Ort einschließen zu können, passend für jedes von ihnen. So wurde sofort der Horizont, der eine gerade, so weit wie möglich entfernte Linie war, gezeichnet, dann alle anderen Linien, die es vom Horizont bis zu uns gibt. Und darin wurde ein Platz für jede Figur gefunden, für jede Farbe und für jeden Gegenstand. Dann konstruierte man eine Uhr, die mit einem sehr harmonischen Klang die Stunden schlug, die anzeigte, wann der Tag beginnen und die Nacht aufhören sollte und darin befand sich ein Platz für jede Zeit und für jeden Umstand und sogar für alle Töne und Musikarten, auch für die verstimmten. Dann erfand und baute man noch viele andere Grenzen, wie die, die es jetzt gibt, und man kam sogar so weit, dass man Türen baute, um zu wissen wo drinnen und draußen war. Endlich endete langsam das Durcheinander und wenn der König am Morgen aufstand, wusste er welcher Tag war, weil er auf den Kalender schaute, und wenn er unterwegs war, machte er sich nicht mehr schmutzig, weil er den Straßenrand nicht mehr verließ. Und so war alles in Ordnung und alle waren glücklich und zufrieden... Fast so wie noch heute alle zufrieden sind, weil jedes Ding seine Ordnung hat.
Von da an gibt es zwischen jedem Ort und dem anderen eine Grenze, zwischen einem Ereignis und dem anderen immer ein Datum, zwischen einem Gedanken und dem anderen gibt es immer einen Punkt und zwischen einem Leben und dem anderen gibt es immer einen Tod.
Fotografisch zusammengefasst klar angebracht freundlich. Übersetzt von paginarioattuale, paginarioteatro. Nicht nur Märchen, aber auch Überlegungen. http://paginariode.blogspot.com/
Freitag, 29. Oktober 2010
Donnerstag, 21. Oktober 2010
Die Lüge... (Maximen)
Die Lüge... und die Wahrheit
107
Die Lüge entsteht aus der Unordnung und stiftet Verwirrung;
die Wahrheit hat ihre Wurzeln in der Realität
und drückt sich in der Konsonanz aus.
Freitag, 15. Oktober 2010
Die Spiegel (Märchen)
Die Menschen, vielleicht nur diejenigen, die auf einer anderen Erde als der heutigen lebten, hatten einmal einen klaren und sauberen Spiegel, in dem sie so ihr Spiegelbild betrachten konnten. Wenn sie sich dann anders sahen, als sie sein sollten, etwas hässlich und mit finsterem Gesicht, hatten sie sofort die Bequemlichkeit es zu bemerken und es folglich zu verbessern und ihrem Aussehen Abhilfe zu schaffen. In der Tat, wer will sich anderen mit hässlichem Gesicht und mürrisch zeigen?
Nun gut, unglückseligerweise gab es in jener Gegend ein schreckliches Ungeheuer, so schrecklich, dass es sogar vor sich selber erschrak, so, dass es nicht den Mut hatte sich im Spiegel anzuschauen und die anderen, die das tun konnten, wenn sie wollten, sehr beneidete. Deswegen, mit einem Zauber so böse wie es selbst, gelang es ihm in einem einzigen Augenblick alle Spiegel kaputtzumachen und zu zerbrechen. So ist es, von da an, fur die Menschen schwieriger geworden ihre Schönheit zu pflegen und sie können es nur tun, indem sie sich gegenseitig verbessern und sich gegenseitig fragen, wie ihr Gesicht aussehen soll, und das war nicht leicht für sie und, auch heute nicht, für irgendj emanden. Deswegen, um sich dieses Leid zu ersparen, gaben sich in jener Welt viele, auch heute noch, damit zufrieden nicht allzu schön herumzulaufen, ohne ihr Antlitz von einem Lächeln erhellen zu lassen, und die anderen meiden sie leider, weil sie denken, dass sie wütend sind und Lust zum Streiten haben.
Nun gut, unglückseligerweise gab es in jener Gegend ein schreckliches Ungeheuer, so schrecklich, dass es sogar vor sich selber erschrak, so, dass es nicht den Mut hatte sich im Spiegel anzuschauen und die anderen, die das tun konnten, wenn sie wollten, sehr beneidete. Deswegen, mit einem Zauber so böse wie es selbst, gelang es ihm in einem einzigen Augenblick alle Spiegel kaputtzumachen und zu zerbrechen. So ist es, von da an, fur die Menschen schwieriger geworden ihre Schönheit zu pflegen und sie können es nur tun, indem sie sich gegenseitig verbessern und sich gegenseitig fragen, wie ihr Gesicht aussehen soll, und das war nicht leicht für sie und, auch heute nicht, für irgendj emanden. Deswegen, um sich dieses Leid zu ersparen, gaben sich in jener Welt viele, auch heute noch, damit zufrieden nicht allzu schön herumzulaufen, ohne ihr Antlitz von einem Lächeln erhellen zu lassen, und die anderen meiden sie leider, weil sie denken, dass sie wütend sind und Lust zum Streiten haben.
Donnerstag, 7. Oktober 2010
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